Reise zum Vienna City Marathon 2019
Wie wär´s denn mal mit Wien? Diese Frage hatten wir letztes Jahr gestellt und konnten fünf Laufbegeisterte und zwei Begleitpersonen für die Idee gewinnen den 36. Vienna City Marathon am Sonntag, 7. April 2019 zu besuchen. Unsere Turngemeinde wurde durch Erika, Beate, Vera und Ulla als Marathonstaffel und Stefan als Marathonläufer sowie durch unsere Begleiter Jochen und Lothar vertreten.
Nach langer Vorbereitung mit regem Austausch und einer ordentlichen Portion Vorfreude begann unsere Reise am Donnerstag in Wilhelmshöhe. Nach gut sechseinhalb Stunden kamen wir entspannt und pünktlich mit dem Zug in Wien an.
Sogleich ging es in unser Hotel in der Nähe vom Naschmarkt. Für den Abend standen zwei Punkte auf dem Plan: gut bürgerliche Küche und das Kabarett Simpl. Als gebürtige Österreicherin half Erika uns zuverlässig, die Speisekarte ins Hochdeutsche zu übersetzten, den passenden österreichischen Wein zu wählen und einheimische Redewendungen zu erläutern, beispielsweise „Das geht sich aus!“.
Im Simpl erhielten wir einen umfangreichen Überblick was die Ösis, den Wiener im Besonderen, derzeit beschäftigt. Angefangen vom Bundeskanzler über den ehemaligen Wiener Bürgermeister, dem Verhältnis der Wiener zu den Niederösterreichern und Selbstbedienungskassen in Supermärkten, wurden viele Themen aufgegriffen. Nicht zu vergessen, das Jugendwort des Jahres: Oida. Welches immer passt und gleichermaßen zum Ausdruck von Freude, Wut, Trauer, Ärger, Mitleid, Staunen u.a. genutzt werden kann. Sprachlich weniger Geübte glaubten anfangs das Wort „Euter“ zu hören, was natürlich nicht passt. Oida heißt Alter, das „L“ wird nicht gesprochen! Die weibliche Form ist Oide. Auch uns sollte das Wort ein stetiger Begleiter werden.
Für Freitag stand der Besuch des Naschmarkts und ein Rundgang durch das imperiale Wien mit Volkspark und Palmenhaus, Hofburg (ja, Sissy!), Spanische Hofreitschule und dem Rathaus an. Am Rathaus waren die Aufbauarbeiten für den Zielbereich des Marathons in vollem Gange. Abends kehrten wir wieder bei gut bürgerlichem Essen ein.
Der Samstag, nun ja, rückwirkend betrachtet, würde mancher einer diesen Tag lieber streichen. Geplant war ein leichtes Programm: Startunterlagen holen, über die Marathonmesse schlendern, vielleicht zum Prater und abends zum nächstbesten Italiener. Die Marathonmesse war eindeutig kein Highlight und der Blick in den Starterbeutel war enttäuschend. Ein letzter Blick in das Info Heft sorgte für ungläubiges Staunen: die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel sei nicht im Startpreis enthalten; Die Startnummer gelte nicht als Fahrkarte. Hä? Die Dame vom VCM hatte Stefan am Telefon genau das Gegenteil erklärt. Der Tag sollte nicht mehr besser werden. Unsicherheit und Anspannung waren in der Gruppe deutlich zu spüren – ein Ruhepol fehlte. Manche zeigten dann auch Nerven. Das geht sich aus!
Tatsächlich, die Nachtruhe hat den meisten geholfen. Erholt trafen sich die Läufer um 7 Uhr zum gemeinsamen Frühstück und haben letztmalig die Renneinteilung und Organisation besprochen.
Erika, Stefan und Lothar machten sich auf den Weg zum Start. Acht Stationen mit der U-Bahn mit einmal Umsteigen. An einem normalen Tag kein Problem; nicht so heute! Die U-Bahnen fuhren im 2-Minutentakt und waren derart voll, da ging nichts mehr! Oida! Wir ließen die nächsten Bahnen passieren, spielten verschiedene Strategien durch und wechselten schließlich unsere Position hin zum Ende des Bahnsteigs, dort entdeckten wir eine Lücke und quetschen uns rein. Wenigstens konnten wir nicht mehr umfallen.
Noch pünktlich erreichten wir den Startplatz. Schnell auf die Toilette (Wartezeit vor dem Dixi-Klo 20 Minuten) und sich zum richtigen Startblock durchkämpfen. Der Start erfolgte in drei Wellen im 15-Minutentakt. Heute sollten insgesamt 30.000 Läuferinnen und Läufer unterwegs sein. Sonne und Temperaturen von 11 bis 18 Grad Celsius sorgten für optimale Bedingungen beim Wien Marathon.
Randnotiz: An der ersten Getränkestation wurden die Wasserwannen, in denen anderenorts Läufer Hände, Schwämme, Mützen o.ä. befeuchten, zum Füllen der Trinkwasserbecher genutzt! Oida, Oida, Oida… Ab der nächsten Station war alles wieder so, wie man es kannte.
Stefan erreichte das Ziel nach 4 Stunden und 13 Minuten und freute sich.
Im Rathauspark trafen wir uns, bis auf Ulla, die noch auf der Strecke war. Als wir so an Strecke standen und auf Ulla warteten, glaubte Stefan aus der Ferne selbige zu erkennen und informierte sogleich Lothar. Lothar, der sichtlich besorgt war, sagte: „das sieht aber nicht gut aus…, da stimmt was nicht…“. Das Ganze erwies sich glücklicherweise als Irrtum, Ulla war noch auf der Strecke und tauchte kurz darauf auf der Zielgeraden auf. Die freundlichen Ordner ließen die wartenden Staffelfrauen noch auf die Strecke, damit diese geeint über Ziellinie laufen konnten. Allerdings hatten Beate, Erike und Vera zu kämpfen, um mit Ulla Schritt zu halten. Unsere Frauenstaffel rannte mit 4 Stunden 59 Minuten und 30 Sekunden ins Ziel.
Lothar führte mit den Läufern noch ein Dehnprogramm durch, das selbst den Augustin-Verkäufer zum Mitmachen animierte.
Auf ins Heurigen!
Am Montag: Abschied vom Naschmarkt, Abschied von Wien. Auf dem Weg zum Zug wurden die Vorräte an Manner-Waffeln aufgefüllt. Auf der Rückfahrt trafen wir einen Mitreisenden, der die Organisation beim VCM nicht gut fand, der sich aber lobend über den Marathon in Kassel äußerte. Das freut uns sehr! Pünktlich und ausgeruht lieferte uns die Deutsche Bahn wieder in Wilhelmshöhe ab.
Schön war´s, Oida!